Betrachtet aus der Sicht eines Entwicklers von Open Source-Lösungen mache ich mir vor allem Sorgen wie es mit der Zukunft von Windows als Zielplattform für solche Projekte bestellt ist. Wenn mit Metro und WinRT wirklich beabsichtig ist, den klassischen Desktop über kurz oder lang abzuschaffen (nicht in Windows 8 und ich denke auch nicht in der Folgeversion - aber danach?) und Anwendungen ("Apps") dann nur noch über den Windows Store zu bekommen sind, bedeutet das gleichzeitig den Tod für frei verfügbare Software. Selbst wenn es eine Option zum kostenlosen Vertrieb geben sollte - die App muss es erstmal in den Store schaffen, und heruntergeladen werden kann sie dann auch nur in bereits kompilierter Form. Den Quellcode selbst dazu anzubieten bringt nicht wirklich etwas, dieser könnte dann zwar verändert oder erweitert werden und die App auch über den Umweg einer so genannten Entwicklerlizenz vom Benutzer kompiliert und ausgeführt werden, aber auch nur unter der Annahme dass das Modell für den Erwerb von solchen Entwicklerlizenzen in Zukunft keiner weiteren Limitierung unterliegt.
Metro und der Windows Store ist die Geldmaschine par excellance à la Apple App Store direkt in das System integriert. Und Windows-Software soll nur exklusiv über diesen zu beziehen sein, wenn es nach Willen von Microsoft geht. Sollte sich Windows in Zukunft wirklich zu einem solch abgeschlossenen System entwickeln wird es für Open Source signifikant an Bedeutung verlieren - mit allen Vor- und Nachteilen.
Ich habe nichts gegen die neue Oberfläche im Allgemeinen. Das sie mit Maus und Tastatur, auch wenn sie irgendwann dafür noch optimiert sein sollte, umständlicher zu Bedienen ist als mittels "Touch" ist auch nicht wirklich überraschend. Das in Windows 7 integrierte Media Center bietet bereits seit Jahren einen Vorgeschmack einer solchen Oberfläche - und dümpelt ungenutzt auf Desktops und Laptops im Startmenü vor sich hin. Metro ist nunmal auf "Touch" ausgelegt, auch wenn Microsoft die Eingabe per Tastatur/Maus als "First-Class" bezeichnet.
Ein interessanter Punkt ist nebenbei auch noch, wie nützlich Vollbildanwendungen für Besitzer von Bildschirmen ab einer bestimmten Größe sind, denn für Vollbild-Wetteranwendungen und dergleichen wurden diese bestimmt nicht angeschafft.
Ich sehe es übrigens auch nicht als sinnvoll oder erforderlich an, ein und diesselbe Benutzerschnittstelle auf Tablets/Touch und für Desktops bereitzustellen. Beide Endgerätekategorien unterliegen bei der Eingabe völlig verschiedenen Paradigmen. Metro funktioniert für Tablets perfekt und auf Desktops nur so lala. Das selbe gilt vice versa für den Windows Desktop auf Tablets. Microsoft hätte besser daran getan, ein Tablet-Betriebssystem mit Metro-Oberfläche zu entwickeln und Windows dem Desktop vorzubehalten. Apropos Windows: "Windows" passt als Produktname streng genommen ja auch nicht mehr, denn mit Fenster hat das Ganze nichts mehr zu tun. Aber irgendwie muss der Windows Store ja auf die zig-millionen Desktops da draußen kommen damit man auch genügend Apps absetzen kann, denn Tablets gibt es bisher weit weniger...