Also ich spiele mindestens seit dem Alter von 12 Jahren sogenannte "Killerspiele", bin aber trotz dessen in meinem Freundeskreis als recht umgängliche Person bekannt und habe keinen Schimmer, wie ich eine Waffe benutze.
Auch hat mich das spielen solcher Spiele nicht in irgendeiner Form abgebrüht gegenüber echter Gewalt oder ähnliches gemacht. Und das obwohl meine Freunde und ich natürlich auch mal zu den Kindern gehört haben, die z.B. Max Payne nur deswegen (an-)gespielt haben, weil es da so schön gesplattert hat.
Nunja, aber nehmen wir mal an es gibt tatsächlich Kinder, denen ein zu starker Konsum solcher Spiele schadet -- bringt ein Verbot des Verkaufs der Spiele in diesem Fall etwas? Ich befürchte gar nicht, denn gerade für das Gamerpublikum im Alter unter 18 Jahren ist es absolut üblich, sich die Spiele im Torrent oder von Freunden gebrannt und gecrackt auf CD zu besorgen.
Das einzige, was dieses Verbot zur Folge haben wird ist eine Schädigung der Computerspielebranche, oder sagen wir zumindest des Ego-Shooter-Segments, was mittelfristig vielleicht ein paar kleinere Firmen den Kragen kostet, letzten Endes aber auch nichts an der Situation ändert.
Was die ganze Diskussion über Menschenwürde angeht: Klingt für mich alles sehr nach übertriebenem Moralapostelgehabe. Ich verletze keines Menschen Würde, wenn ich das nächste mal eine Runde daddeln gehe, und in mittelmäßiger Grafik ein paar virtuelle Menschen über den Haufen schieße.
Und was Jean Rauls Vergleich angeht: Bei einem "Holocaust-Simulations-Spiel" (sowas gibt es übrigens, ich habe hier die Liste der von der bpjm indizierten Medien rumliegen) wäre das anders: Der entscheidende Unterschied zu Crysis, Half-Life oder Counter-Strike ist dabei doch: Ich spiele NICHT in einer frei erfundenen Welt eine frei erfundene Story, sondern ich beziehe mich auf Dinge, die sich tatsächlich ereignet haben. Damit würde ich mich allein durch das spielen eines solchen Spiels gegenüber den Opfern des Holocaust und deren Angehöriger schuldig machen.
Und bevor mir jemand das Argument an den Kopf wirft: Ja, Battlefield 1942 zum Beispiel finde ich unter dem Gesichtspunkt auch etwas zweifelhaft - gegenüber einer Kriegswitwe würde ich nicht erwähnen, dass ich Nachmittags mit meinen Freunden zum Zeitvertreib den 2. Weltkrieg nachspiele.